Computational Empowerment Lab

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Rott Florian

Im Unterrichtsalltag gibt es oft Schüler*innen mit verschiedenen Arbeitstempi. Dies führt dazu, dass schnellere und langsamere Lernende oftmals mit dem Eintempo-Unterricht über- oder unterfordert sind. Die Verwendung des Padlets, einer digitalen Pinnwand mit Arbeitsaufträgen, soll für einen inklusiven und kreativen Umgang mit verschiedenen Arbeits- und Lerntempi im Unterricht sorgen. Ein Leitfaden erklärt den adäquaten Einsatz des Padlets im Unterricht. Es kann für verschiedene Unterrichtsfächer verwendet werden und ist dementsprechend vielfältig und auch fächerübergreifend einsetzbar.

Ziel des Projektes ist es, eine spontane Überbrückung von einigen Minuten herzustellen, in denen Schnellere beschäftigt sind und somit langsamere Schüler*innen mehr Zeit für die regulären Aufgaben haben. Das Padlet-Projekt soll und kann darüber hinaus langfristig eingesetzt werden. Durch unterschiedliche Aufgabenstellungen kann das Padlet auf verschiedene Bedürfnisse, Stärken und Schwächen der verschiedenen Individuen einer Klasse eingehen und somit einen inklusiven Unterricht herstellen. Außerdem bietet das Padlet eine Plattform für einen kreativen und interessanten Austausch über das jeweilige Unterrichtsthema.  

Das Projekt richtet sich an Lehrpersonen, die in einem heterogenen Klassenraum für alle Kinder positive Lernerfahrungen bereitstellen wollen. Wichtig ist, dass die Schüler*innen ausreichende Medienkompetenz haben und digitale Endgeräte zur Verfügung stehen. 

Projektbeschreibung

Unser Projekt fußt auf der Bereitstellung eines Tools, in welchem die Nutzung von Padlet zum Zweck der Berücksichtigung diverser Lerntempi vermittelt wird. Unsere Zielgruppe setzt sich hier aus Lehrpersonen zusammen, die durch ein solches Tool von einem diversitätssensibleren Unterrichtsstil profitieren wollen und hierfür ein digitales Hilfsmittel verwenden möchten. Unser Padlet wird von der Lehrperson erstellt und dazu genutzt, Begriffe oder Ähnliches zu einem Thema zu sammeln und von Schüler*innen erklären zu lassen.

Mithilfe unseres Projekts kann einerseits ein Bewusstsein vermittelt werden, dass unterschiedliche Arbeitstempi gleichermaßen zum Erfolg führen, andererseits wird ebenso ein Nutzen aus der fortschreitenden Digitalisierung des Klassenzimmers, sowie aus der bei Schüler*innen oft vorkommenden Begeisterung für digitale Räume gezogen. Hierfür ist eine stringente Moderation durch Lehrpersonen nötig, ebenso braucht es eine ausreichende Ausstattung der Schüler*innen mit digitalen Endgeräten, sowie eine bestehende Netzwerkinfrastruktur in der Schule, welche diese Art des Arbeitens zulässt. Weiterhin ist genügend Vor- und Nachbereitungszeit anzusetzen, sowie eine zumindest mehrstündige Projektdauer zu avisieren – aufgrund der doch etwas tiefergehenden thematischen Einarbeitung schlagen wir eine Projektdauer von zumindest einer Woche vor, der Aufbau des Padlets eignet sich aber auch für eine Begleitung über ein Semester bzw. ein gesamtes Schuljahr und kann somit einen maßgeblichen Beitrag zu einer kontinuierlichen Ergebnissicherung und einem stetigen Wissensaufbau leisten.

Durch unser Projekt werden eine Vielzahl von Kompetenzen eingebunden. Angefangen von der Sachkompetenz, welche durch die Übertragung und Bearbeitung des Lehrstoffes mit Padlet weiter gefestigt wird, werden auch die sozialen Kompetenzen der Schüler*innen gefestigt – einerseits durch die kollaborative Arbeit, andererseits aber auch durch die Bewusstseinsbildung, dass nicht nur reine Geschwindigkeit für den Unterrichtserfolg maßgeblich ist, sondern auch ein tiefgreifendes, durch unterschiedliche Tempi entstehendes Produkt eine signifikante Leistung darstellt. Überdies führt das Arbeiten mit Padlet zu einer Ausweitung der Methodenkompetenz – in diesem Fall nicht nur als von den Schüler*innen oft geforderte Leistung, vielmehr wird auch das methodische Repertoire der Lehrperson durch unser Tool erweitert. Schlussendlich findet auch eine Stärkung der Digitalkompetenz der Schüler*innen durch die Vermittlung eines neuen Tools mit digital-kollaborativer Arbeitsweise statt, was insbesondere im Rahmen der kürzlich beschlossenen Digitalen Kompetenzoffensive einen Gewinn darstellt.

Zur Illustration findet sich hier ein (nicht von uns erstelltes) Padlet-Erklärvideo für Lehrpersonen – Interaktive Arbeitsaufträge für den Unterricht (16:45): https://www.youtube.com/watch?v=Vp-5kP4GL74

Allgemeine Informationen

Lehrveranstaltung

SE Gestaltung inklusiver Bildungsprozesse – Spielerisch inklusive digitale Bildung gestalten (Günther)

Semester

Wintersemester 2023/24

Lehrender

Mag. Dr. Elisabeth Anna Günther

Projektbeteiligten

Denise Gstall, Tina Zierhofer, Paul Würrer

Datenschutz

Der Beitrag wurde zur Veröffentlichung freigegeben:  JA

Die Multimedialeninhalte (Fotos, Videos,…) dürfen ohne weiterer Rückfrage und MIT Namensnennung für nicht kommerzielle Zwecke durch den Arbeitsbereich Digitalisierung im Bildungsbereich weiterverwendet werden.

NEIN

Die Multimedialeninhalte (Fotos, Videos,…) dürfen ohne weiterer Rückfrage und OHNE Namensnennung für nicht kommerzielle Zwecke durch den Arbeitsbereich Digitalisierung im Bildungsbereich weiterverwendet werden.

NEIN

SWOT-Analyse: Das Padlet bietet neue Entfaltungsmöglichkeiten, jedoch nur, wenn Schüler*innen sinnvoll und selbstbestimmt am Unterrichtsthema arbeiten können. Der geringe zeitliche Rahmen kann dazu führen, dass die Schüler*innen nicht wertvoll am Thema arbeiten können. Dies kann auch zu Unruhe und Verwirrung führen. Durch eine gute Einführung und Moderation seitens der Lehrperson kann eine positive Implementierung der Padlets im Unterricht gelingen. Unter der kreativen Zusammenarbeit zwischen den Schüler*innen entsteht eine Mitschrift bzw. ein Überblick über das Unterrichtsthema. Das Padlet ist außerdem ein tolles digitales Austauschportal. Das Projekt bietet eine große Flexibilität und eine breite Anwendung.

Feedback von Lehrpersonen: Im Zuge des Einholens von Feedback und der beabsichtigten Generation von Erfahrungswerten, wurden zwei Lehrpersonen darum ersucht, unser Arbeitstempo-Tool in seiner nunmehr vorliegenden, fast finalen Version zu begutachten und insbesondere hinsichtlich des praktischen Einsatzes zu analysieren.

Die Hintergründe der beiden Lehrpersonen lassen sich folgendermaßen charakterisieren:

Lehrperson 1: AHS-Lehrerin in den Fächern Englisch, Mathematik und Musik, sowie Lerncoachin

Lehrperson 2: Mittelschullehrer in den Fächern Deutsch und Geographie, sowie Inklusionslehrer.

Beide Lehrenden gaben ausreichend Rückmeldung zu dem Tool, welches unsere Gruppe entwickelt hatte, der Kollege in der Mittelschule erklärte sich außerdem für einen Testlauf in seiner 2. Klasse im Rahmen des Deutschunterrichts bereit.

Die Kollegin in der AHS stellte gleich zu Beginn ihrer Analyse fest, dass sich unser Arbeitstempo-Tool nicht nur für seine angedachte Rolle eignet, sondern dass es auch zur Förderung der kreativen Informationsvermittlung durch Schüler:innen beitragen könnte. Dieser Aspekt wurde von uns bislang nicht berücksichtigt, stellt aber eine klare Chance dar.

Für den Kollegen der Mittelschule stach insbesondere die vielfältige Anwendbarkeit von Padlet ins Auge – er befand, dass es fächerübergreifend gut einsetzbar wäre, und sich auch quer durch alle Altersstufen eignet. Weiters meldete er rück, dass der durch unser Tool eingesetzte Modus der Wissensvermittlung bei manchen Formen der Neurodivergenz ein gutes Supplement zum Regelunterricht darstellen kann, und dass bei einigermaßen kompetenter Anwendung durch die Lehrperson unser Tool dem Anspruch, Chancen für Schüler*innen mit unterschiedlichen Arbeitstempi zu bieten, gerecht wird.

Der Kollege aus der Mittelschule stellte fest, dass eine der größten Stärken unseres Tools auch eine potenzielle Bedrohung darstellen könnte – die Offenheit und vielseitige Einsetzbarkeit des Padlets und der Methode könnten nämlich für Lehrpersonen oder Gruppenkonstellationen dann hinderlich werden, wenn keine ausreichende technische und didaktische Konzeption des Unterrichts auf das Tool hin erfolgt und es „planlos“ eingesetzt wird. Für die Kollegin in der AHS war die „Umordnung“ des regulären Unterrichtskonzepts ebenso als Stärke und Bedrohungsfall gleichzeitig zu sehen. Bei ausreichend flexiblen Klassen und Lehrpersonen könnte das Konzept laut ihr gut aufgehen, allerdings könnte in heterogenen, diversen Klassen, welche laut der Kollegin von stringenterer Disziplin profitieren, der Wechsel des Unterrichtsmodus in den Fächern, welche das Tool verwenden, zu Verwirrung und Unruhe führen.

Beide Kolleg:innen stellten fest, dass für den Erfolg unseres Tools die Zusammenarbeit innerhalb der Klassengemeinschaft schon adäquat funktionieren müsse und dass eine hohe Bereitschaft vonseiten der Schüler:innen gegeben sein müsse, sich auf die neue Methode einzulassen. Der Kollege in der MS berichtete von seiner Erfahrung, wonach schon sehr wenige sich querlegende Schüler:innen ausreichen würden um ein solches intensives Klassenprojekt im Unterricht aufzuhalten, da die Lehrperson hier dann immer disziplinierend eingreifen müsse und kaum Möglichkeiten habe, das betreuungsintensive Projekt selbst voranzutreiben. Als Beispiel nannte der Kollege Beschimpfungen oder unpässliche Bemerkungen im Padlet selbst, die einerseits sofort für die ganze Klasse sichtbar würden, andererseits auch das Konfliktpotenzial im Klassenzimmer hochgehen lassen.

Die Kollegin in der AHS gab weiters an, dass sie die durch unser Padlet durchgeführte Methode als nicht praktikabel für den Mathematikunterricht erachtet, und dass hier individuelles Erklären, bestenfalls im Teamteaching eine bessere Methode zur Berücksichtigung unterschiedlicher Arbeitstempi darstelle.

Praxiseinsatz:

Unsere konzipierte Padlet-Methode wurde von meinem Kollegen im Rahmen eines dreitägigen Workshops im Deutschunterricht getestet. Als Zielgruppe wählte er eine 2. Klasse MS aus, bei welcher er Klassenvorstand war und dementsprechend bereits einen vertrauensvollen Umgang zu den Schüler*innen zeigte. Folgende Beobachtungen stellte er nach der Beendigung des Praxiseinsatzes fest.

– Starker Enthusiasmus für die neue Methode zu Beginn, Kinder finden den technischen Aspekt spannend.

– Großes Verständnis vonseiten der Schüler*innen für die Begründung hinter dem Projekt. Die angedachte Berücksichtigung verschiedener Arbeitstempi erntet viel Zustimmung.

– Wirklicher Einsatz des Padlets erst ab der 2. Einheit möglich – Vorbereitung und Erklärungen nehmen eine Stunde jedenfalls in Anspruch.

– Proaktives Classroom Management nötig – manche der „schnelleren“ Kinder nutzen die iPad-Erlaubnis für Spiele oder TikTok.

– Befürchtetes Konfliktpotenzial (Beschimpfungen im Padlet) bleibt aus – wenn gearbeitet wird, dann durchaus kollaborativ.

– Ergebnis wird von Kindern gut angenommen und auch weiter verwendet.

– Hohes technisches Verständnis vonseiten der Lehrperson nötig – auch individuelle Problemlösung. Deshalb am besten im Teamteaching durchzuführen.

– Anpassung der „normalen“ Unterrichtsaktivitäten nötig, um genügend Platz und Freiraum für die sinnvolle Nutzung des Tools zu schaffen.

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